Samstag, 8. Dezember 2007

Elvis und die Regenbogen-Stadt

Bevor es nach Memphis ging, haben wir noch einen Abstecher nach Memphis gemacht. Diesmal hatten wir uns ein Auto gemietet und alle fünf Austauschstudenten waren dabei. Ein Teil war noch vom Vortag ziemlich k.o.: Wir waren bei Heping und Chao zum chinesischen Essen eingeladen – dazu gab es reichlich Bier. Jedenfalls sind wir nachmittags in Graceland angekommen. Nachdem wir unser Auto (ein Hyundai, ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war) geparkt hatten, MUSSTE man einen Shuttle benutzen um im Prinzip nur die Straßenseite zu wechseln und bei Elvis ehemaligen Haus vorzufahren. Das Haus war schon beeindruckend, besonders weil es authentisch eingerichtet war. Es gab viel Plüsch und alles war ziemlich abgefahren. Elvis hatte zum Beispiel im Keller einen Raum mit drei Fernsehern, nach dem Vorbild des Präsidenten, der drei Nachrichtenkanäle gleichzeitig schaut. Natürlich waren zahlenreiche goldene Platten ausgestellt und viele Outfits. Man konnte auch zwei Privatjets begehen. Ein größeres Flugzeug war sehr komfortabel ausgestattet, in einem kleineren war nur für wenige Passagiere Platz. Außerdem waren einige Autos ausgestellt: Rolls-Royce, Ferrari, Mercedes, Rennwagen… Auf dem Grundstück sind auch vier Gräber der Familie Presley. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt nach Graceland zu gehen – allzu oft hat man da nicht die Gelegenheit zu.
Gegen Abend war wir uns noch ein NBA Spiel angesehen: Memphis Grizzlies gegen New Orleans Hornets. Das Spiel war extrem spannend, da es immer sehr knapp war. Gegen Ende hat Memphis mit allen Tricks gekämpft: Sie lagen zurück, New Orleans hatte den Ball und es waren nur noch weniger als 20 Sekunden zu spielen. Memphis foult absichtlich, New Orleans bekommt zwei Freiwürfe (dabei kann man max. zwei Punkte bekommen), dabei läuft die Zeit nicht weiter. Memphis bekommt den Ball und macht drei Punkte. Das haben die bestimmt dreimal so gemacht. Dadurch gab es zweimal Overtime. Am Schluss hat es aber doch nicht gereicht und New Orleans hat knapp gewonnen. Um zwei Uhr nachts sind wir wieder in Nashville angekommen und ich war froh, dass ich am nächsten Tag ausschlafen konnte.
Schließlich mussten wir am Tag danach morgens um half fünf unser Taxi zu Flughafen nehmen. Wir sind mit Frontier Airlines über Denver geflogen. Bei Landeanflug auf SFO sind wir durch extrem dichte Wolken geflogen und ich wunderte mich schon, dass es so tief noch Wolken gab. Auf einmal hatte man wieder Sicht und die Landebahn war nur noch knapp unter uns. Trotzdem legte der Pilot eine perfekte Landung hin. Die Piloten von Frontier landeten mit Abstand am „weichesten“ verglichen mit den Flügen von Delta, was auch daran liegen mag, das Frontier Airbus fliegt.
Gleich als wir in der Stadt angekommen sind, wusste ich, dass wir eine tolle Zeit haben werden. San Francisco finde ich einfach faszinierend, es macht viel Spaß durch die Straßen zu gehen oder mit den Cable Cars zu fahren. Ich war vor etwa zehn Jahren schon mal in San Francisco und auch damals hatte es mir super gefallen. Unser Hotel war direkt an einer Kreuzung mit allen drei Cable Car Linien. Das war sehr praktisch, da die Cable Cars bis etwas halb eins nachts fahren. Das Zimmer in Standford Court habe ich mit Erik und Chao geteilt und durch ein Special bei Expedia war es sehr günstig. Abends konnten wir aus dem reichhaltigen Angebot von Restaurants auswählen. Die Vielfalt ist wirklich bemerkenswert.
Dadurch das wir einen Chinesen dabei hatten, waren wir natürlich häufig in Chinatown, wo er dann für uns bestellt hat. Bei der Bay waren wir auch häufiger. Beim berühmten Pier 39 haben uns die zahlreichen Seelöwen aber fast mehr beeindruckt als die Touri-Shops. Von dort aus haben wir auch eine Wanderung entlang der Bay zur und über die Golden Gate Bridge gemacht. Es war besonders immer näher zur Brücke zu kommen. Die Brücke hat fünf Spuren für Autos und ist stark befahren. Es gibt aber zum Glück an den Seiten Fuß- und Fahrradwegen. Alle paar hundert Meter gab es zudem Nottelefone mit dem Aufruf „There is hope – make the call. The consequences of jumping from this bridge are fatal and tragic“. Das kann man angesichts der etwa 70m Höhe über Wasser durchaus glauben.Von der Brücke hatte man einen schönen Blick auf Alcatraz und auf San Francisco. Dumm war nur, dass wir auf der anderen Seite leider nicht die erhoffte Bushaltestelle finden konnten und auch wieder zurück gehen mussten.
An einem Abend haben wir uns mal wieder auf eine besondere Empfehlung im Reiseführer verlassen und sind ins Restaurant „Home“ gegangen. Nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass es auffällig viele schwule Pärchen im Lokal gab – davon war im Reiseführer nicht die Rede. Das Essen war aber sehr gut und soetwas gehört zur Erfahrung dazu. Nur Chao schien das Ganze etwas stärker mitzunehmen. Er musste zwischendurch mal draußen eine rauchen gehen und war erleichtert als wir endlich bezahlen konnten.
Ansonsten waren wir im San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA), das soweit ich weiß nach dem MOMA in New York das größte in den USA ist. Das hat uns allen eigentlich sehr gut gefallen. Einen Tag mussten wir natürlich die Touri-Attraktion schlechthin mitnehmen und sind mit einer Fähre zu Alcatraz gefahren. Diesen Service (etwa 2km) lassen die sich mit $25 gut bezahlen. Es war natürlich aufregend ein ehemaliges Hochsicherheitsgefängnis, das so berühmt berüchtigt ist zu betreten. Interessant waren auch die Schilderungen von vergeblichen Ausbruchversuchen. Obwohl es nur etwas 2km bis zum rettenden Ufer sind, ist es praktisch wohl unmöglich schwimmend gegen die Strömungen anzukämpfen. Ein Garten auf der Insel sollte laut einem Führer „most spectacular flowers“ haben – wir haben solche nicht entdeckt. Was ich vorher nicht wusste, ist dass, nachdem das Gefängnis aufgrund zu hoher operativen Kosten geschlossen wurde, von amerikanischen Ureinwohnern (Indianer) besetzt wurde. Da am Donnerstag Thanksgiving war, durfte der klassische Turkey nicht fehlen. Abends hatten die meisten Lokale leider geschlossen, so dass wir bei einem Italiener ein Turkey Special gegessen haben. San Francisco hat uns allen viel Spaß gemacht. Glücklicherweise hatten wir fast immer Sonnenschein und angenehme Temperaturen.
Danach wurde es an der Owen wieder etwas stressiger. Die Tage an denen man wieder bis nach Mitternacht gearbeitet hat, haben mich wieder an das erste Mod erinnert. Mittlerweile sind wir schon im Endspurt: Es gibt noch eine Woche Vorlesungen und danach kommen die Klausuren. Gestern gab es zu Nikolaus eine Holiday Party. Die „Fachschaft“ hatte eine Irish Pub gemietet. Von acht bis elf gab es eine open-bar. So etwas habe ich noch nie erlebt: Alle Getränke umsonst und alles im Original. Der Abend kostet die Fachschaft wohl etwa $7000. Man kann fast zum Glück sagen, dass ich erst um kurz vor zehn hingegangen bin. Es herrschte eine gute Stimmung und ich habe noch viele Getränke abgesahnt. Es war schon sehr lustig. Einige hatten auch (kitschige) Weihnachtsoutfits an. Etwa gab es ein paar mit roten Pullovern mit diversen Mustern, die darüber dann noch ein grünes Jackett getragen haben.
Morgen werden Georg, Erik und ich für ein paar Freunde ein deutsch-österreichisches Essen kochen. Vom wichtigsten habe ich heute schon reichlich gekauft: deutsches Bier ;).
Inzwischen steht auch fest, dass ich vom 11. Januar bis zum 16. März 2008 für mein Praktikum bei Merrill Lynch in New York sein werde. Das wird sicherlich eine tolle Erfahrung!

Keine Kommentare: